Vor Straßburg Erinnerungen Aus Dem Jahr 1870 |
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Author:
| Ilex, F |
ISBN: | 979-8-4755-1686-7 |
Publication Date: | Sep 2021 |
Publisher: | Independently Published
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Book Format: | Paperback |
List Price: | USD $12.04 |
Book Description:
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Am 15. August 1870 hatten wir nach anstrengendem Marsch bei bewölktem Himmel und dadurch nur desto empfindlicherer Schwüle gegen Mittag Hagenau erreicht. Reges militärisches Leben herrschte auf allen Straßen und Plätzen, war doch, teils gleichzeitig mit uns, teils schon Tags zuvor, eine Landwehrdivision eingetroffen, deren Mannschaften unser Einmarsch an alle Fenster lockte. Ein Unterbringen der Truppen war daher mit Schwierigkeiten verknüpft, sodaß die Quartiermacher alle Hände...
More DescriptionAm 15. August 1870 hatten wir nach anstrengendem Marsch bei bewölktem Himmel und dadurch nur desto empfindlicherer Schwüle gegen Mittag Hagenau erreicht.
Reges militärisches Leben herrschte auf allen Straßen und Plätzen, war doch, teils gleichzeitig mit uns, teils schon Tags zuvor, eine Landwehrdivision eingetroffen, deren Mannschaften unser Einmarsch an alle Fenster lockte. Ein Unterbringen der Truppen war daher mit Schwierigkeiten verknüpft, sodaß die Quartiermacher alle Hände voll zu tun hatten, berechtigten und unberechtigten Anforderungen jeder Art zu genügen.
Nach der üblichen Revision der für meinen Zug bestimmten Quartiere und entsprechender Meldung an den bis dahin auf dem Alarmplatz verbliebenen Kompaniechef konnte endlich auch ich mein Quartier in Augenschein nehmen. Eine Fuhrmannskneipe in des Wortes verwegenster Bedeutung winkte dem Ermüdeten. Schon wartete der treue Bursche mit dem Koffer an der Tür der Schänke, deren taubenschlagartiger Verkehr eine wenig verlockende Aussicht für die Verpflegung eröffnete.
Im Inneren des Locals ging es wüst genug her. Der Wirt, eine schwammige Gestalt, die Zipfelmütze auf dem Kopf, hantierte, soweit es das etwas unsicher gewordene Untergestell erlaubte, eilfertig unter den Gästen umher, während die schon etwas abgetakelt aussehende Frau Wirtin ihres Amtes hinter dem Büffet waltete.
Mein Eintritt mit Burschen und Koffer blieb völlig unbeachtet, ebenso mein leichter Gruß nebst Bitte um Anweisung des Quartiers, unter Vorweisung des betreffenden Quartierzettels. Madame beliebten mich vollständig zu übersehen und erteilten über unsere Köpfe hin mit großer Gemütsruhe alle möglichen anderen Befehle.
,,Die Welt war damals harmlos noch", und die gute Erziehung zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen, um mich sofort in der starren Form der Forderung meine Wünsche kundgeben zu lassen. Allerdings genügten einige Erfahrungen der Art, um die im weiteren Verlauf des Feldzugs stets als unfehlbar sich erweisende ,,strenge Form" von nun an überall in Anwendung zu bringen...